Gibbs Rifle Replika von Davide Pedersoli

von Kai Spiegelhauer

 Nach Studium einiger Beiträge der Fachpresse (u. a. Visier 2003, Heft 6, Seite 46f) entschied ich mich Anfang 2007 für den Erwerb eines Gibbs Rifles Kaliber .40“ mit 600 mm Drall[1] von Davide Pedersoli, welches damals für deutlich unter  1.000,- € inkl. einer Überarbeitung von Schloss und Abzug angeboten wurde. Ebenfalls wurden die Langgeschosskokille sowie die passende Kalibrierung erworben. Rund eine Woche nach Bestellung lieferte Fa. Pedersoli Service Point Stefan Raßmann aus Eisenach. Stimmige Passungen für Schloss und Laufbett sowie die saubere Verarbeitung waren überzeugend. Ärgerlich war das Spiel in der Halterung des Diopters, welches ich durch eine Passscheibe beseitigt habe. Als völlig unbrauchbar erwies sich die Wasserwaage des Korntunnels, welche selbst bei günstigsten Lichtverhältnissen nicht erkennbar ist. Ebenso ist der Direktabzug mit knapp 1,5 kg Abzugsgewicht in einer nicht spielfreien Führung nicht geeignet das Potential einer Sportwaffe vollends auszuschöpfen.

 

Auf dem Schießstand habe ich das originale Stahlpiston nach einigen Schüssen ausgetauscht. Damit war die leichte Zündverzögerung sofort behoben. Nach 20 Schuss zwecks Einstellung der Visierung waren in der ersten Wettkampfserie mit 140 Ringen geschafft. Bei der Laborierung orientierte ich mich an o. g. Artikel. (320 gn Langgeschoss D.P. Kokille auf 10,14 kalibriert, 52 gn. CH II). Nach weniger als 200 Schuss stellte sich allerdings eine brutale Verbleiung ein. Schuld war das antimonhaltige Letternblei. Antimon im Blei steigert die Härte. Leider wird die Legierung dadurch auch spröde, wodurch der Abrieb im Laufdurchgang erheblich gefördert wird. Wer härtere Legierungen braucht sollte Zinn als Zugabe verwenden.

Na ja – man lernt durch eigene Fehler, Fehler anderer, oder hört gleich auf Erfahrene! Gleichwohl blieb eine kontinuierliche, leichte Verbleiung des Laufes auch bei Verwendung korrekter Legierungen zu beobachten, was ich ursächlich in der Oberflächenbeschaffenheit des Laufs vermute. Im weiteren Verlauf experimentierte ich mit diversen Laborierungen und Geschossen u. a. auch mit gepflasterten, glatten Langgeschossen. Paper Patch und Kreuzpflaster mit reinem Weichblei funktionierten gar nicht. Die Stauchung der Geschosse und die damit verbundene Belastung der Pflaster waren zu groß. Mit hartem Blei waren die gepflasterten Geschosse vom Ergebnis vergleichbar mit den gefetteten Rillengeschossen.

 

Die Zwischenbilanz der mehrjährigen Erfahrungen war für meine Ansprüche ernüchternd. Auf 100 m blieben Ergebnisse von 140 Ringen positive Ausnahmen. Der Schnitt lag eher bei enttäuschenden 130 bis 136 Ringen. Das entspricht etwa meinen Leistungen mit dem Dienstgewehr! Die Ergebnisse einiger Versuche auf der 300 m Bahn waren absolut bescheiden. Im Laufe der Jahre stellten sich dann durch Belastung meines Trainingsfleißes die ersten Alterserscheinungen ein. Zwei Nüsse brachen und die Lockerung der Basküle durch Nachgeben des Schaftholzes sorgte für erschreckende Streukreise. Auch der Abzug konnte nicht wirklich überzeugen. Das Abzugsgewicht ist nicht besser als bei meinem Dienstgewehr und die Führung des Abzugs wackelt und kratzt etwas. Letztlich löste sich dann die im Schwalbenschwanz geführte Halterung des Laufkeils. Das Resultat waren abermals Streukreise zum Schreien.

Nun war guter Rat teuer! Das Sportgerät in eGun verkaufen und ein neues Wettkampfgerät bauen lassen? Oder die Gibbs beim erfahrenen VL – Büchsenmacher überarbeiten lassen? Da ich die alterwürdigen, klassischen Long Range Match Rifles britischer Konstruktion sehr schätze und ich mich mit Unterhammerkonstruktionen auch vom Handling nicht wirklich anfreunden kann, entschloss ich mich für ein Totaltuning mit Wechsel des Kalibers auf .45“ durch einen renommierten Hersteller von Vorderladerwaffen. Die erste Maßnahme umfasste die Überarbeitung des Laufes von Ueli Eichelberger, Maßkokille von G. Winter 540 grn, eine neue Nuss und Abzugstange handgefertigt aus Vollmaterial, Überarbeitung der Abzugsführung, Entfernen der Herstellermarken, brünieren und Neubeschuss. Zugegeben - es diente dabei auch einiges der Optik und dem Ego des Schützen.

 

Die ersten Schießversuche auf dem Stand waren vielversprechend. Der Abzug hat nun fast das Niveau eines Stechers, der Lauf ist perfekt zu wischen, so dass das 3. Patch den Lauf bereits fast völlig sauber verlässt. Das Schussbild lies jedoch auf einen weiteren Fehler schließen. Während die Seitenstreuung kaum 40 mm umschlossen maß, war die Höhenstreuung kaum unter 75 mm zu bekommen. Eine regelmäßige Verlagerung der Trefferlage von 50 – 60 mm nach Demontage des Laufes ließ einen mechanischen Fehler vermuten.

 

  Bei Prüfung der Laufbettung stellte ich fest, dass der Lauf quasi frei schwingend nur durch den Haltekeil und Laufhaken gehalten bzw. fixiert wird. Das Holz des Vorderschaftes berührt den Lauf selbst nicht. Der Vorderschaft selbst ist vorbildgetreu, konstruktiv bedingt recht labil. Mit leichtem Kraftaufwand lässt er sich biegen und verwinden, so dass der Passung von Laufhaken und Basküle extreme Bedeutung zu kommt. Zwecks Prüfung der Passung kontrollierte ich diese durch Auftragen von einigen Tropfen zähflüssiger Kugelschreibertinte um den Laufhaken herum. Nach Montage und Demotage zeigte sich, dass die Passung nur seitlich des Laufhakens anlag, wodurch im Schuss eine vertikale Schwingung erzeugt wird. 

Das provisorische Unterlegen von Alufolie in den nicht tragenden Bereichen bewies diese Annahme im Schießversuch. Die Höhenstreuung  nahm deutlich ab. Also ging die Gibbs wiederum zum bewährten Büchsenmacher.